Sehr geehrte Gemeinderatsmitglieder, sehr geehrte Damen und Herren,
wie wir, die Initiative Freiburger Film (IFF), den ersten beiden Lesungen entnehmen konnten, wird in
Freiburg eine Filmförderung eingerichtet. Wir begrüßen diese Entscheidung des Gemeinderates
nachdrücklich und freuen uns darüber als Anerkennung der bisher geleisteten Arbeit der
Filmschaffenden. Wir bitten Sie dennoch um Verständnis dafür, dass wir uns erneut an Sie wenden,
denn eine Förderung mit dem bisher beschlossenen Betrag ist zwar hilfreich, aber aus unserer Sicht
nicht ausreichend, um in Zukunft eine nachhaltige Förderwirkung der Freiburger Filmszene entfalten
zu können. Gerne möchten wir Ihnen kurz darlegen, warum eine höhere Summe aus unserer Sicht
notwendig ist.
Wie die Medienlandschaft insgesamt, so unterliegt auch die Filmförderung seit Jahren einem
grundlegenden Wandel. Der Zugang zu den Landes- und Bundesförderungen hat sich zunehmend
erschwert. So haben in der heutigen Förderungslandschaft lediglich diejenigen Filmprojekte, die sich
im Feld der klassischen TV- bzw. Kinoproduktionen bewegen, d.h. unter Beteiligung von
Fernsehredaktionen entstehen, Zugang zu diesen klassischen Filmförderungen. Damit bleiben viele
gesellschaftlich wichtige und innovative Themen außen vor. Eine der Ursachen für diese Entwicklung
ist, dass sich die Anzahl der bespielbaren Fernsehsendeplätze in den letzten Jahren drastisch
reduziert hat. Da insbesondere junge Filmemacher nur schwer Zugang zu den Fernsehredaktionen
finden, müssen sie alternative Förderungsmöglichkeiten suchen, wie z.B. über Stiftungen, Firmen und
Spendenkampagnen. Aus diesem Grund halten wir das Argument, dass die Filmförderung
ursprünglich keine kommunale Aufgabe sei und deswegen weiterhin in der Hand der Länder und des
Bundes liegen sollte, für falsch.
Eine kommunale Filmförderung hilft, dieses Defizit der Filmförderung auszugleichen. Allerdings ist sie
erst ab einem gewissen Sockelbetrag längerfristig hilfreich. Die Freiburger Filmszene ist gewachsen
und jünger geworden. Rund 70 Filmschaffende produzieren hier größtenteils außerhalb der
Fernsehfinanzierung. Angesichts der Größe der Szene ist aus unserer Sicht eine Erhöhung
erforderlich. Die kommunale Filmförderung wirkt hier als entscheidende Anschubfinanzierung und als
wichtiges Qualitätssiegel um weitere Förderungen zu aquirieren. Erfolgreiche Freiburger Produktionen
wie „Roadside Radiation“ oder „Tango zu Besuch“ wurden zum Beispiel erst durch städtische
Förderung möglich.
Erklärtes Ziel der Stadtregierung ist es, die hiesige Kreativwirtschaft zu stärken. Der Freiburger
Film ist davon ein wichtiger Bestandteil und zudem oft Bindeglied, Schnittstelle und
Kooperationspartner in Bezug auf viele andere Bereiche der Kreativwirtschaft. Sein weiteres
Wachstum hat unmittelbare Auswirkungen auf die Lebendigkeit und Wirtschaftskraft zukunftsträchtiger
Berufe in Freiburg. Dabei zeigt sich, dass die kommunale Förderung lokaler Filmprojekte auch als
wirkungsvolle Wirtschaftsförderung fungiert: in vielen der bisher geförderten Projekte wurde die von
der Stadt eingesetzte Summe durch weiteres Sponsoring oder der Verwendung von Eigenmitteln um
ein Vielfaches gesteigert und hat so zu einem Rückfluss von Mitteln in die örtliche Kreativwirtschaft
geführt.
Zahlreiche Kommunen in Deutschland, wie z.B. Nürnberg, Hannover und Köln haben aus
ähnlichen Überlegungen heraus bereits eine kommunale Filmförderung eingerichtet und
ausreichend finanziell ausgestattet. Auch Freiburg könnte diese wichtige Veränderung in der
Filmlandschaft mitgestalten und diese letztlich für sich nutzen. Daher bitten wir erneut um Ihre
Unterstützung in den aktuellen Haushaltsverhandlungen.
Um die breite Unterstützung unserer Initiative sowie die aktuelle Vitalität der Freiburger
Filmszene zu illustrieren, finden Sie anbei eine umfangreiche Unterschriftenliste Freiburger Filme-,
Kino- und FestivalmacherInnen zugunsten der Einrichtung einer wirkungsvollen Filmförderung und
zudem einen Pressespiegel der jüngsten Filmproduktionen aus Freiburg.
Wir danken Ihnen in jedem Fall für Ihr Interesse und hoffen auf Ihre Unterstützung!
Die Freiburger FilmemacherInnen